Die AUGUSTDORFER NACHRICHTEN haben an allen drei Schulen nachgefragt, wie im Lockdown unterrichtet wird und vor welchen Herausforderungen Schüler und Lehrer stehen.
Die AUGUSTDORFER NACHRICHTEN hatten gestern darüber berichtet, dass es landesweit Schwierigkeiten mit den Onlineplattformen gegeben hatte. Wie sind die Augustdorfer Schulen aber in die neue Schulzeit gestartet. Die Redaktion hat nachgefragt.
Birgit Schöne, Schulleiterin der Grundschule Auf der Insel, berichtet, dass am Dienstag Ministerpräsident Armin Laschet mitgeteilt habe, dass es in NRW zur Aussetzung der Präsenzpflicht kommen würde. Die Eltern würden, so seine Aussage, wie vor den Ferien, entscheiden, ob die Kinder am Unterricht teilnehmen. Dann trat Schulministerin Gebauer am Donnerstag vor die Presse und erklärte, dass es kein Unterrichtsangebot im Präsenzunterricht geben werde. „Die Arbeitsgrundlage für unsere Planung wurde aber erst am Donnerstagmittag veröffentlicht”, so Birgit Schöne und betont, dass es „dann für uns Schulen wieder sehr knapp in der Vorbereitung gewesen ist.”
Mittlerweile seien sie aber immer erprobter „in der raschen Umsetzung solcher Schulmails.” „Frau Tannreuther und ich haben alle notwendigen Schritte eingeleitet und das Konzept zum Lernen auf Distanz an die neuen Regelungen angepasst und die Videokonferenz mit dem Kollegium, die am Freitag geplant war, vorbereitet. Positiv an der momentanen Reglung finde ich, dass nicht die Eltern entscheiden müssen, sondern klar formuliert ist, dass zur Kontaktvermeidung möglichst die Kinder zu Hause betreut werden sollten. Das nimmt einigen Eltern den Druck eine solche Entscheidung treffen zu müssen”, so die Einschätzung der Schulleiterin.
Für den Dinstanzunterricht hat Birgit Schöne folgendes festgelegt: „Der Austausch zwischen Schülerinnen und Schülern, Elternhaus und Klassenlehrerinnen und Fachlehrerinnen findet in der Regel per E‑Mail und in Ausnahmen telefonisch statt.
- Im Januar sollte mindestens 1 persönliches Telefongespräch zwischen Lehrerinnen und Schüler/innen stattfinden.
- Klassenlehrerinnen sind einmal wöchentlich in ihrer Telefonsprechstunde erreichbar, die den Eltern bekannt gegeben wird.
- Die Ausgabe der Wochenpläne und der dazugehörigen Arbeitsblätter erfolgt in der Regel per E‑Mail und auf LOGINEO LMS. Wochenpläne enthalten Aufgaben in Mathematik, Deutsch, Sachunterricht und ggf. Englisch. Sie können auch durch Aufgaben der Fächer Kunst, Sport, Musik oder Religion ergänzt werden.
- Die Rückgabe von Arbeitsergebnissen der Kinder erfolgt einmal in der Woche per Email oder in Ausnahmefällen über Ablagemöglichkeiten in der Schule.
- Das Feedback findet ebenfalls per E‑Mail oder telefonisch statt
Erst kurz vor den Weihnachtsferien konnte die Grundschule Auf der Insel die Lernplattform LOGINEO in Betrieb nehmen. Bis zu den Ferien hatten Kinder und Eltern Zeit sich damit vertraut zu machen. Birgit Schöne schätzt, dass bis zum 11. Januar circa dreiviertel der Schülerinnen und Schüler sich bereits angemeldet haben und damit arbeiten.
Über LOGINEO erhalten die Kinder nicht nur Aufgaben, es werden auch Videos (selbsthergestellte Erklärvideos, Youtube etc.), virtuelle Klassenzimmer, Beschäftigungsangebote, Lernspiele etc. angeboten.
Dabei stellen die technischen Voraussetzungen laut Schulleiterin Birgit Schöne ein großes Problem dar. „Die bestellten Endgeräte für Lehrkräfte und Kinder sind noch immer nicht da. So ist auch die Fortbildung der Lehrkräfte nicht einfach. Jeder nutzt sein privates Gerät und somit haben wir eine große Vielfalt an unterschiedlichen Systemen”, erklärt sie gegenüber der Redaktion. Man dürfe sich auch nicht täuschen, der digitale Unterricht sei gerade für unsere Kinder kein Allheilmittel. „Die Beziehungsarbeit ist unersetzlich und hier liegt meiner Ansicht nach ein riesiges Problem. Es ist unendlich zeitaufwendig alle Kinder regelmäßig persönlich zu erreichen. Leider verfügen wir noch nicht über ein gutes Video-Tool, das uns in diesem Bestreben unterstützen kann”, so die Einschätzung der Pädagogin.
Auf die Frage, was sie sich von der Landesregierung oder der Schulministerin wünsche erklärt Birgit Schöne:
” Ich wünsche mir, dass die bestellten Geräte zur Digitalisierung möglichst rasch eintreffen, dass Informationen des Ministeriums nicht erst 24 Stunden nach der Pressekonferenz als Schulmail (das ist immer unsere Arbeitsgrundlage) bei uns eintreffen und dann aber zeitnah umgesetzt werden müssen, dass gut vorbereitete Konzepte vom Ministerium vorgelegt werden und wir nicht immer wieder alles neu entwickeln müssen, dass auch die Folgen, die durch den Distanzunterricht entstehen, zum Beispiel das langsamere Fortschreiten im Stoff bedacht werden und wir Handlungssicherheit bekommen, wie damit langfristig umzugehen ist. Dadurch würde Kindern, Eltern und den Lehrkräften Druck genommen. Dies ist kein reguläres Schuljahr und das muss endlich auch so von Seiten des Ministeriums geäußert werden.
Ute Krause, Schulleiterin der Grundschule In der Senne, erklärt gegenüber der Redaktion, dass von den 319 Schülerinnen und Schülern derzeit 28 in der „Notbetreuung ” angemeldet seien. „Sie werden dort in zwei Gruppen von unserer Sozialpädagogin und einigen Kolleginnen am Vormittag und von Mitarbeiterinnen der OGS am Nachmittag betreut. Im Vormittagsbereich arbeiten sie an ihren Arbeitsplänen”, so Ute Krause.
Alle anderen Kinder befinden sich im Distanzunterricht und werden von ihren Klassenlehrern und Fachlehrern betreut. Am Montag findet in der Schule, gestaffelt nach Jahrgängen, um Kontakte soweit wie möglich zu minimieren, der Austausch der Materialien statt, die in Papierform an die Kinder ausgegeben werden.
„Das hat gestern recht gut funktioniert, wobei wir festgestellt haben, dass nicht alle Eltern, über den Termin informiert waren. Sie holen die Materialien zu einem späteren Zeitpunkt ab”, berichtet die Schulleiterin vom ersten Tag nach den Ferien.
Zuzeit sei die Schule noch nicht digital so ausgestattet, dass die Aufgaben auch in digitaler Form ausgeben werden können. Eine Umfrage in der Elternschaft habe ergeben, dass viele Eltern auch zu Hause nicht über die Voraussetzungen verfügen, digital zu arbeiten.
„Während der Woche halten die Kollegen zu festgelegten Zeiten Kontakt mit den Eltern und Schülern. Im Jahrgang 3 und 4 bieten wir einmal in der Woche, zu einer festgelegten Zeit, Videokonferenzen an, die aber nicht verpflichtend sind und bei denen die Eltern der Kinder anwesend sein sollen”, so Ute Krause. Dabei werden Zusatzmaterialien für alle Kinder auf der Homepage veröffentlicht.
Die Lehrerinnen und Lehrer halten einen sehr engen Kontakt zu der Schulpflegschaft und informieren sie , sobald es Neuigkeiten gibt oder wenn neue Materialien eingestellt wurden. „Uns ist es bewusst, dass das Homeschooling viele Eltern vor eine große Herausforderung stellt, zumal, wenn sie selbst im Homeoffice sind. Wir bemühen uns daher, die Aufgaben in Schwierigkeitsgrad und Umfang so zu stellen, dass sie erledigt werden können.”, berichtet Ute Krause von ihren Eindrücken.
Sorgen mache sich das Kollegium um die Kinder, bei denen die Begleitung zu Hause aus den unterschiedlichsten Gründen nicht erfolgen kann.
„Wir haben schon jetzt bei einer großen Anzahl von Kindern deutliche Defizite festgestellt und befürchten, dass diese in Zukunft noch größer werden”, ist sich Ute Krause sicher. Für viele dieser Kinder habe der Schulsozialarbeiter Nachhilfeunterricht über Bildung und Teilhabe organisieren können. Leider dürfe der Unterricht zurzeit nicht stattfinden. „Eine Begleitung durch die Nachhilfelehrer wäre aber sicher sehr hilfreich”, wünscht sich die Schulleiterin.
Melanie Grimm, Schulleiterin der Realschule berichtet, dass derzeit sowohl Notbetreuung als auch Distanzunterricht stattfinde. „Die Notbetreuung für die Klassne 5/6 wird seit Montag von vier Schülerinnen und Schülern besucht”, berichtet sie vom aktuellen Stand.
Die Aufgaben für den Distanzunterricht werden den Schülerinnen und Schülern digital gegeben. Auch die Realschule arbeitet mit der Plattform „Logineo“.
„Heute können wir für den jetzigen Distanzunterricht noch nicht genau sagen, wieviele Schülerinnen und Schüler eigenständig digital arbeiten und wie hoch der Anteil derjenigen ist, der sich die Aufgaben von anderen runterladen, ausdrucken und in die Briefkästen stecken lässt”, so Melanie Grimm.
Dieses will die Schulleitung auch nach diesem „Lockdown“ wieder erfragen und demnächst nochmal in einer schriftlichen Umfrage erheben. „Es ist anzunehmen, dass die „Pandemie-Situation“ dazu geführt hat, dass Familien in Verbesserung der technischen Situation Zuhause investiert haben”, hofft Melanie Grimm.
„Uns ist die Größe der Herausforderung für die in Augustdorf zahlreichen Familien mit mehreren schulpflichtigen Kindern bewusst”, erklärt die Schulleiterin. Der Schulträger Augustdorf habe frühzeitig Mittel des Digitalpakts beantragt, Endgeräte für die Lehrkräfte und zum Verleih an Schülerinnen und Schüler bestellt. „Diese Geräte sind aber wegen Lieferschwierigkeiten des Herstellers noch nicht in Augustdorf angekommen”, erklärt sie.
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