Diese und auch vergangene Woche gab es an der Grundschule auf der Insel, besonders für die Viertklässler, viel Aufregung. Dazu kam es, da letzte Woche die Strecke, für die demnächst anstehende Fahrradprüfung, nochmals abgefahren wurde, sowie die Theorieprüfungen der Mädchen und Jungen am Dienstag und Mittwoch unter Aufsicht von Klassenlehrerin Claudia Kloppenburg geschrieben wurden.
Die Vorbereitung für diese, war allerdings mit einigen Schwierigkeiten verbunden. „Die Kinder hatten nur zwei, anstatt fünf Tage Unterricht, da sie nunmal die anderen Tage im „Home-Office” verbringen mussten“ erklärt Claudia Kloppenburg. Dafür begannen die Schülerinnen und Schüler aber bereits Mitte Februar sich mit den Grundverkehrsregeln, Fahren im Straßenverkehr und den dazugehörigen Gefahren auseinander zu setzen.
So haben die Schüler neben einem Arbeitsheft und einer Verkehrsfibel auch die Möglichkeit, über ein Online-Übungsportal die Theorie der Fahrradprüfung zu simulieren, sowie kleine Rätsel rund ums Thema Fahrradfahren zu lösen.
„Die Radfahrausbildung ist sinnvoll, da sich bei dem ein oder anderen die fehlende Fahrradpraxis nach gewisser Zeit bemerkbar macht, und durch das ständige Üben das Bewusstsein geschärft wird“ so Claudia Kloppenburg gegenüber den AUGUSTDORFER NACHRICHTEN. Die Aufgabe der Lehrer ist es, ihnen das nun vorhandene Wissen beizubringen, doch bleibt die Frage, ob die Kinder es in alltäglichen Situationen auch so anwenden, wie sie es gelernt haben.
Um sicher zu gehen, dass für die Prüfung die Sicherheit der Kinder gegeben ist, kontrolliert Polizist Heinz Fischer die Fahrräder auf Verkehrstauglichkeit. Jedes Fahrrad, das als sicher gilt, bekommt einen Aufkleber. Bei kleineren Mängeln sollen diese bis spätestens zur Prüfung behoben werden.
In Reihe stehend, sind die Schüler nun also bereit für einen Probedurchlauf der zu fahrenden Strecke die es auch in der Prüfung gilt zu meistern. Zunächst wird sie einmal von allen zusammen abgefahren, an wichtigen Stellen erklärt Polizist Fischer noch mal die einzelnen Vorgänge, danach folgen zwei Runden, bei denen die Kinder mit einigen Metern Abstand hintereinander die Strecke abfahren. Bei den insgesamt vier Checkpoints wurde geschaut, ob noch Probleme bei den Vorgängen auftreten, sodass diese später in der Klasse besprochen werden konnten.
Mit jeder weiteren Person im Straßenverkehr erhöht sich ebenso das Risiko eines Unfalls. Auch wenn seit den siebziger Jahren die Radfahrausbildung an Grundschulen stattfindet, gab es dennoch in 2019 von 98 Verletzten, die unter 15 Jahre alt waren, 44 Verletzte Radfahrer. Auch letztes Jahr kamen von 77 Verletzten im selben Alter 32 Radfahrer zusammen. Das entspricht einer Quote von etwas über 40 %. Bei Unfällen gestorben sind in beiden Jahren jedoch keine.
Es kann dazu kommen, dass die Kinder in den Toten Winkel eines Fahrzeuges geraten, von dem aus der Fahrer sie nicht sieht und so die Verletzungen entstehen. Um dies zu verdeutlichen holte die Grundschule am gestrigen Montag einen LKW auf ihr Schulgelände, etwas ganz besonderes für die Schüler und auch die Lehrer, da die Aktion in dieser Form an der Grundschule zum ersten Mal stattfindet. Frank Rakowski von der Universal Transport GmbH aus Paderborn nahm sich den Schülern an und klärte sie über den Toten Winkel auf. Er bringt viel Erfahrung mit, da es nicht sein erster Besuch einer Grundschule ist. Das Unternehmen fährt seit knapp 10 Jahren auf Zuruf anderer Schulen durch ganz Deutschland.
Als erstes demonstrierte er mithilfe einer Schülerin und an ihrem Blickfeld den Bereich, den man nicht sehen kann. Anschließend mit einem Schüler, den er auf den Fahrersitz setzte, und der die Schüler, die sich im Toten Winkel befanden, nicht sehen konnte. Er erklärt ihnen die Gefahren, die sich zwischen LKW und Radfahrer beziehungsweise Spaziergängern ergeben, sowie ein vorsichtiges Verhalten in so einer Situation.
So zum Beispiel, wenn sich rechts neben dem rechtsabbiegenden LKW ein nach rechts wollender Radfahrer befindet. Bei einem Unfall gäbe es dann nämlich zwei Opfer, „den Radfahrer beziehungsweise Fußgänger, und eben auch den Fahrer, der durch das Fahren sein Geld verdient und durch einen Unfall in Schwierigkeiten kommt“ erläutert Rakowski.
Doch glücklicherweise gibt es seit 2019 den „Abbiege-Assistenten“, einen Bildschirm auf der Beifahrerseite, der per „Liveübertragung“ rote oder grüne Linien anzeigt, also ob sich eine Person im Toten Winkel befindet oder nicht. 2024 soll dieser Assistent für jeden LKW Pflicht sein, um die Unfallquote zu senken, denn der tote Winkel eines LKW ist schätzungsweise 25 Quadrameter groß. (ls)
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